Bauleitplanung Helmstedt;
56. Änderung des Flächennutzungsplanes im Bereich Biogasanlage Kybitzkulk;
- erneuter Feststellungsbeschluss -
Protokoll:
Frau Niemann schlägt vor, TOP 5 und TOP 6 zusammen zu diskutieren, da sie inhaltlich auch zusammen gehören würden. Danach solle natürlich über jeden Tagesordnungspunkt einzeln abgestimmt werden. Der Vorsitzende und der Ausschuss nehmen diesen Vorschlag an. Frau Schadebrodt beantragt, die Abstimmung für beide TOPs auf den Verwaltungsausschuss am Donnerstag zu verschieben. Sie selbst stehe dem Verfahren zwar positiv gegenüber, sehe aber nach den aktuellen Eingaben noch einmal Beratungsbedarf in ihrer Fraktion. Frau Niemann entgegnet, dass es parlamentarischer Brauch sei, einem solchen Antrag stattzugeben. Auch ihre Fraktion hätte am Montag lange über dieses Thema diskutiert, sich jedoch gegen eine Verschiebung ausgesprochen. Grund sei letztendlich die Tatsache gewesen, dass den vorangegangenen Vorlagen vorbehaltlos zugestimmt wurde. Neu wären nur die eingereichten Fragen gewesen, für deren Beantwortung sie der Verwaltung ihren Dank aussprechen möchte. Eine Änderung in der Einstellung zur Biogasanlage hätten diese Fragen jedoch nicht hervorgerufen, sodass das Verfahren nun nicht mehr auf die lange Bank geschoben werden sollte. Ihrer Meinung nach sei es beschämend, wenn gewählte Ratsmitglieder nicht die "Traute" hätten, ihre Meinung öffentlich bekannt zu geben. Sie hätte kein Problem ihre Zustimmung zu erklären. Ihre Fraktion wäre sich einig über die Notwendigkeit des Energiemixes. Früher hätte sie gegen Atomkraft auf der Straße protestiert. Heute wäre die Energiewende nun endlich Realität geworden. Es sei jedoch klar, dass diese Wende nicht ohne Nachteile zu haben sei, wenn es um die Realisierung vor der eigenen Haustür gehe. Die Mehrheit ihrer Fraktion hätte noch einmal ihre Zustimmung zur Biogasanlage bekundet. Sie hätte keine Angst, deswegen "mit faulen Eiern beschmissen" zu werden. Herr Winkelmann betont, durch die Fragen der Bürger viel dazu gelernt zu haben, was eine noch intensivere Auseinandersetzung mit dem Thema nach sich gezogen hätte. Da er bei der letzten Fraktionssitzung nicht anwesend gewesen sei, werde er sich heute der Stimme enthalten. Ungeachtet dessen stehe er selbst zu seiner Position, dass die Energiewende trotz der einzelnen Nachteile bei der konkreten Realisierung umgesetzt werden müsse. Er stehe zu seinem Wort. Herr Preuß drückt sein Unverständnis über den Antrag Frau Schadebrodts aus. Die Fragen aus der Einwohnerfragestunde beträfen alle nicht die Bauleitplanung. Es könne in diesen Punkten demnach gar keinen Beratungsbedarf geben. Dadurch, dass seit einem halben Jahr Bauleitplanung und Bauordnung inhaltlich miteinander vermischt und "rumgeeiert" worden wäre, sei die Unverständlichkeit entstanden. Wenn man stattdessen Punkt für Punkt abstimmen würde, gäbe es diese Probleme gar nicht. Die Abstimmung jetzt in den Verwaltungsausschuss zu verschieben, würde doch nur den Zweifel wecken, was es nun wieder zu verheimlichen gäbe. Jedes Ratsmitglied sei doch mündig, um eine eigenständige Entscheidung treffen zu können. Über die Anlage selbst könne später noch genug diskutiert werden; die Entscheidung des Landkreises wäre ja auch noch abzuwarten. Deshalb solle man wenigstens hier ein Signal setzen und eine Entscheidung treffen. Der Vorsitzende erinnert noch einmal an den bereits angesprochenen parlamentarischen Brauch. Der Antrag von Frau Schadebrodt wird angenommen. Frau Schadebrodt stellt noch einmal klar, dass ihr Antrag aus dem Aspekt der Bürgerbeteiligung heraus gestellt wurde. Es gehe ihr nicht darum, nicht mit offenen Karten zu spielen. Die Bürgerbeteiligung sei wichtig und sie wäre nicht Fachmann genug, so dass sie Zeit mit ihrer Fraktion benötige, die heute gestellten Fragen noch einmal zu prüfen, um - davon gehe sie weiterhin aus - das "Ja" ihrer Fraktion zur Biogasanlage zu bekräftigen. Darüber hinaus finde sie das Wort "Rumgeeiere" nicht richtig. Es sei sicherlich schade, dass die breite Bürgerbeteiligung nicht schon im Rahmen des ordnungsgemäßen Verfahrens stattgefunden habe, aber die Bürger anzuhören sei notwendig, auch wenn dafür noch Zeit geopfert werden müsse. Ziel müsse es aber sein, beim nächsten Mal die Bürger rechtzeitig einzubinden. Herr Domeier stimmt Frau Schadebrodt zu. Herr Preuß hätte hingegen mit seiner Aussage, dass das Ratsmitglied sich selbst verantwortlich sei, falsch argumentiert. Ein Ratsmitgleid sei nicht sich selbst, sondern vielmehr dem Bürger verantwortlich. Deshalb seien die Fragen der Bürger wichtig und in jedem Falle ernst zu nehmen. Letztendlich würde in dieser Woche so oder so entschieden. Herr Romba stimmt seinen beiden direkten Vorrednern zu. Die Verschiebung der Entscheidung in den Verwaltungsausschuss wäre kein "Rumgeeiere" sondern demokratische Praxis. Die Zeiten, wo dies anders gewesen sei, wären ja wohl vorbei. Seiner Meinung nach hätten die meisten Bürger auch keine Bauchschmerzen was die Biogasanlage anginge, sondern vielmehr bereite der Standort den Bürgern Sorge. Darüber hinaus erinnere er noch einmal an den § 42 des Baugesetzbuches und dem darin erwähnten Haftungsrecht. Die Stadt könne sich ein "Nein" eigentlich gar nicht mehr leisten, da im Zweifelsfall Entschädigungszahlungen drohten. Der Rest wäre gesagt. Der Vorsitzende Herr Viedt wendet ein, dass sich die Ratsmitglieder in ihren Entscheidungen nicht vom Geld leiten lassen sollten. Herr Kubiak ergänzt, dass nach dem Baugesetzbuch § 1 Absatz 3 eben kein Anspruch auf Kostenersatz bei einer Bauleitplanaufstellung bestünde. Diese gesetzlichen Regelungen seien gerade in Hinsicht auf die vorhabenbezogenen Bauleitpläne erlassen worden, um die Kommunen zu schützen. Frau Weihmann bedankt sich bei Herrn Romba, dass sie durch seine Anmerkung auch noch einmal sprechen dürfe. Die Standortfrage gegen die Biogasfrage auszuspielen, wäre nicht sachdienlich. Eine Alternativstandortsuche hätte es bereits gegeben, ohne dass ein besseres Ergebnis dabei herausgekommen wäre. Die Standortfrage könne auch zum Argument mutieren, das Vorhaben auf die lange Bank zu schieben. Da der Verwaltungsausschuss nichtöffentlich tage, sei es ihrer Meinung nach die Pflicht der Ratsmitglieder, wenigstens ein Meinungsbild abzugeben. Sie schließe sich deshalb den Aussagen von Frau Niemann und Herrn Winkelmann an. Trotzdem müsse man den parlamentarischen Brauch beachten. Herr Viedt gibt noch einmal zu bedenken, dass es einen für alle Helmstedter Einwohner optimalen Standort für eine Biogasanlage nicht geben werde. Irgendjemand werde immer unzufrieden sein. Des Weiteren könne nicht von "Rumgeeiere" gesprochen werden, da alle Fraktionen Stellung genommen hätten. Nach dem Verwaltungsausschuss ginge es ja in den Rat, und dort werde wieder öffentlich abgestimmt. Danach erklärt der Vorsitzende das Reglement für die Ausrichtung einer geheimen Abstimmung im Rat. Frau Niemann stimmt Frau Weihmann zu und entgegnet Herrn Romba, die Standortfrage nicht zu instrumentalisieren. Eine andere Biogasanlage wäre schon einmal nicht errichtet worden, weil immer wieder die Standortfrage gestellt worden sei. Man müsse bedenken, dass ein Landwirt auch nicht über unendlich viele Standortmöglichkeiten verfüge. Man müsse sich entscheiden, ob man Biogas haben wolle oder nicht. Herr Romba wiederholt noch einmal seine Bedenken hinsichtlich des von ihm angesprochenen § 42 - der Haftung bei fehlerhafter Planung. Er wisse, dass er anstrengend sei, aber er sorge sich nun einmal um die drohende Haushaltsbelastung. Frau Kühl erzählt, dass sie trotz ihres Ingenieurberufes Schwierigkeiten mit dem Verständnis der Sachverhalte hatte. Sie stimme Herrn Domeier und Herrn Romba zu, dass sie alle gewählte Bürgervertreter wären. Früher hätte sie Atomkraftwerke gezeichnet und danach dagegen demonstriert. Das war so, weil sie es damals nicht besser gewusst hätte. Man müsse sich in seinen Entscheidungen auf irgendetwas verlassen können. Auch ihr würde die Biogasanlage Bauchschmerzen bereiten, aber sie sehe keine Alternative. Wenn man Biogas ablehne, müsse man sich für Solar-, Wind- oder Atomenergie entscheiden. Atomenergie wäre schön leise, dann würde es Knallen und alle wären tot. Sie frage sich, ob wir dieses Szenario tatsächlich bevorzugen würden. Sie stimme deshalb für Biogas, weil es das geringere Übel wäre. Der Vorsitzende beendet die Diskussion.
Die Vorlage wird ohne Beschluss in den Verwaltungsausschuss verwiesen.
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